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Hanspeter Demetz

Haus für August Sander

1986/89
550 × 550 × 550 – 250 × 550 × 110 cm
Massivbau, zementgrau verputzt

Hanspeter Demetz
* 1948 in St. Ulrich, Gröden

››› https://de.wikipedia.org/wiki/Hanspeter_Demetz

Aufzeichnungen zum Projekt »Haus für August Sander«

August Sander war Photograph (von gr. phos = Licht und graphein = zeichnen, schreiben), ein Lichtzeichner also.

Als Erwin Wortelkamp mir von seinem Projekt ›im Tal‹ erzählte, von August Sander auch, da sah ich diese Fotografien wieder vor mir, die ich Jahre zuvor in einer Illustrierten gesehen habe, rein zufällig nur und in keinerlei Zusammenhang. Aber sonderbarerweise hatten sich diese Bilder in meine Hirnrinde eingebrannt, wie das Licht in eine Fotoplatte: der feiste Konditormeister, der westfälische Landadelige mit Dobermann und die ›Bauernfotos‹.

Ich soll etwas für Sander entwerfen, aus 1000 km südlicher Entfernung zum ›Tal‹, mit der einzigen Hilfe der eingebrannten Bilder Sanders in meinem Kopf und mit der telepathischen Verbindung zu Erwin (es geht nicht anders, aber es funktioniert gut so zwischen uns beiden?).

Ich muß zum Licht kommen.

Licht ist wie Freiheit, man empfindet es erst, wenn es nicht da ist. Ich muß es aussperren, und dann gezielt wieder durchlassen, so wie die Kamera des Lichtzeichners Sander.

Hat man nicht schon ähnliche Versuche in Schilda angestellt?

Der Gedanke an Sanders Kamera ist stärker, ich will’s versuchen. Setze einen Würfel in die Landschaft, diese hier verträgt auch Vertikales (von einem Würfel siehst du jeweils nur zwei Seiten, die sich zudem an jeder Ecke unverändert wiederholen, – ist ein Würfel eigentlich rund?).

Mach ihn dicht, hermetisch, nur von oben, da laß Licht durch. Dann hebe den inneren Raum um die Hälfte der Höhe und mache ihn zugänglich mit einer Treppe, (sie hebt dich aus der Ebene der gewachsenen Umwelt auf eine neue, künstlich geschaffene). Es soll keine Freitreppe sein, zwäng sie ein seitlich, nimm ihr das Licht.

Jetzt der Eingang: keine Tür, sie erschließt dir den inneren Raum zu allmählich, zu diskret. Es muß plötzlich gehen, du mußt hineingestoßen werden in den Raum, in das Licht, das draußen überall war, aber erst hier empfunden wird, seine Wertigkeit erhält. Ich skizziere und schicke alles Erwin. Es hat mich nicht im geringsten gewundert, daß Erwin das Haus für Sander dann auch wirklich gebaut hat, – es geht eben nur so.

Hanspeter Demetz

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