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Bettina Khano

Wolke

2015
Nebelmaschine, Nebelfluid

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Bettina Khan0s Wolke ›im Tal‹ ist die wohl flüchtigste Arbeit im Hasselbach-Werkhausener Tal. Man mag behaupten, sie ist auf besondere Weise antiautorität. Den Wipfeln entschwebend erscheint sie skulptural – luftig gezeichnet von ihrer ganz eigenen Materialität. Sie erscheint im Prozess – immer wieder aufs Neue und immer wieder neu. Nie ist die Wolke sich selbst gleich. Und insofern erscheint die Wolke ›im Tal‹ sich selbst immer erst einmal als Idee und erst in zweiter Instanz als die Erscheinung im Volllzug. Die Wolke ist nicht, sondern wird un vergeht im selben Moment. Die Wolke ist kein Gegenstand. Sie ist ein Spiel mit der Vorahnung und des Abschieds. Und so wirft der Blick der Betrachterin, aus einiger Entfernung, immer neue Vorahnungen voraus in dei Dichte der Wipfel. Aus diesen heraus erscheint die Wolke plötzlich, aber andächtig im Tal, sie schiebt sich in den Zwischenraum des Blickens und erscheint wie ein Schleier vor den Wipfeln, über dem Gras, unter dem Blau, dem Weiß, dem Grau des Himmels. Der Blick ist außer sich und erkennt sich dabei in den Schleiern der Wolke. Er erkennt sich in seinem unbedingten Maß. In der flüchtigen Beziehung von Wolke und Blick gibt sich Bettina Khanos Arbeit am nachdrücklichstenin ihrer Prozesshaftigkeit zu erkennen – einer Prozesshaftigkeit, der man sich nähert und von der man sich entfernt. Die Wolke lässt sich im wahrsten Sinne Zeit in ihrem Flug über das Tal. Sie lässt der Betrachterin Zeit, sich für den Zeit-Raum einiger Minuten einzurichten in der Gleichzeitigkeit von Werden, Sein und Vergehen. Und dabei ist die Wolke so ungemein leicht.Sie erscheint neben dem Wäldchen oder taucht es in Nebel, sie abhängig vom Wetter, aber vollkommen autonom in ihren eigenen Grenzen. Die Wolke ›im Tal‹ ist verortet, aber dabei nicht einem bestimmten Raum zugewiesen. Vielmehr erlaubt sie an diesem ihr eigenen Ort dem Tal überhaupt erst, in seiner ihm eigenen Räumlichkeit erscheinen. Ephemer entschwindet sie dem Wäldchen und wird Raum stiftend ihre eigene Verhältnismäßigkeit. Zwischen Wald und Lichtung, zwischen Pfad und Himmel wird sie sich schleierhaft. Und darin ist sie resonant. Sie verhält sich nicht integrativ oder konstrastierend zur sie umgebenden Landschaft. Vielmehr läßt sie sowohl ihre eigene als auch die Verortung ihrer Betrachterin auf eine besondere Weise spürbar werden. Gerade zwischen Integration und Kontrast, jenseits von Harmonie und Ganzheitlichkeit werden beide zu ihren gegenseitigen kraftvollen Resonanzräumen. Die Wolke erscheint und lässt erscheinen. Die Wolke verschwindet nicht, indem sie sich auflöst. Sie verschwindet in sich selbst, als hätte es sie nie gegeben.

Dustin Breitenwischer

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